Das Notenarchiv

Heimstätte und Lagerung des Vereinsinventars inklusive Notenarchiv

 

Vorausgeschickt sei, dass die "Sängervereinigung Wolkensteiner" die meiste Zeit ihres über 100-jährigen Bestandes keine richtige Heimstätte besaß. Wurden schon vor der Gründung im Jahre 1909 im Gasthaus "Drei Rosen" die wöchentlichen Chorproben abgehalten, so zog sich das über die Anfangszeit und der beiden Weltkriege, Zwischenkriegs- und Nachkriegszeit bis in die 1980er Jahre hinein, dass sich der Chor in ständigem Wechsel der Räumlichkeiten (meistens in Innsbrucker Gasthäusern oder Hotels) befand. Man war dort immer nur als "Gast", so dass man nur selten die Möglichkeit besaß, das Vereinsinventar dort geordnet zu lagern oder sogar aufzustellen. Daran lassen sich schon die Schwierigkeiten beim "Zusammenhalten" des Vereininventars erkennen. Auch fand vieles nach der widerrechtlichen Beschlagnahmung des gesamten Vereininventars nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr zur "Sängervereinigung Wolkensteiner" zurück. Später wurden sogar Teile des Vereininventars über längere Zeit bei einigen Sängern zu Hause gelagert. Zwischen einigen nichtgastronomischen Räumlichkeiten ist man nun seit Anfang 2017 in den Räumlichkeiten des Partnerchores "Sängerbund 'Harmonie' St.Nikolaus" untergebracht, wobei man dort eine ideale Lagerung für das teils wertvolle Vereinsinventar hat.

 

An dieser Stelle möchte sich die "Sängervereinigung Wolkensteiner" bei seinen Chorbrüdern des "Sängerbundes 'Harmonie' St.Nikolaus" recht herzlich für die Bereitstellung bedanken:   "Vergelt's Gott!"

Eure Kollegen der "Sängervereinigung Wolkensteiner" 

Schwierige Aufarbeitung des Notenarchiv

 

Das Notenarchiv wurde in den Anfangsjahrzehnten bestens archiviert und betreut. Jedoch durch die Beschlagnahmung nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und dessen unsachgemäßer Lagerung durch den "Tiroler Sängerverband", sowie dessen widerwilliger und daher unordentlicher und unvollständiger Rückgabe, war das Notenarchiv im Allgemeinen sehr in Mitleidenschaft gezogen. So bemühten sich die Nachkriegsnotenwarte der "Sängervereinigung Wolkensteiner" zwar sehr, wieder Ordnung in dem Chaos zu schaffen, aber viele verschiedene Umstände machte es ihnen schwer, eine ständige Ordnung hineinzubringen:

  • Die Rückerstattung der widerrechtlichen Beschlagnahmung nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erstreckte sich über mehrere Jahre.
  • Die Notenwarte waren berufstätig und fanden neben dem regulären Notendienst nicht die nötige Zeit für die aufwändige Aufarbeitung des Altbestandes.
  • Die Notenwarte verfügten höchstwahrscheinlich auch nicht über das nötige Wissen der Werksverzeichnisse von den Neuschaffungen und Bearbeitungen Josef Pölls und Artur Kanetscheiders, um ein wirklich geordnetes Archiv zu erstellen. 
  • Nebenbei wurde dies durch das ständige Wachsen der Notensammlung, durch Anschaffungen und ständigen Neuschaffungen von Artur Kanetscheider und dessen Nachfolgern erschwert.
  • Weiters fehlte es, auch aufgrund des fehlenden, geeigneten Vereinsheimes, an einem guten Lagerungs- und Ordnungssystem.
  • Schließlich wurde einer systematischen Ordnung des Notenmaterials seitens der Vereinsführung zu wenig Wichtigkeit beigemessen.
25. September 2010: Die geschaffene Sammlung der Werke von Josef Pöll durch Peter Raab
25. September 2010: Die geschaffene Sammlung der Werke von Josef Pöll durch Peter Raab

Erster und zugleich wichtigster Schritt

 

Als 2007, mit dem 30.Todestag von Artur Kanetscheider, und 2010, mit dem 70.Todestag Josef Pöll, zwei wichtige Jahrestage der "Sängervereinigung Wolkensteiner" bevorstanden, war es Schriftführer Peter Raab ein Herzensanliegen, diesen immateriellen Schatz des Liedgutes aufzuarbeiten. Peter Raab, welcher zuvor schon Chronist der "Sängervereinigung Wolkensteiner" gewesen war und sich in diesem Bereich somit auskannte, verfügte über die besten Voraussetzungen dafür. Nach jahrelangem Sammeln, Sortieren, Systematisieren, Digitalisieren und schließlich auch der Herausgabe in Buchform dieser Werke, konnte zumindest der wichtigste Aspekt des Notenarchivs der "Sängervereinigung Wolkensteiner", die Sicherstellung dieses Kulturschatzes, bewerkstelligt werden.

original Handschift Josef Pöll (1923)
original Handschift Josef Pöll (1923)

Der materielle Schatz

 

Neben diesem immateriellen Schatz musste dann nur noch der ursprüngliche, materielle Schatz des Notenarchivs, die Papier-Notenblätter, geordnet und systematisiert abgelegt werden. So wurde in den Sommermonaten des Jahres 2017 mit dem Aufarbeiten begonnen. Während die nicht historisch wertvollen Noten neu beziffert und in einem Ordner kopierbereit abgelegt wurden, bedurfte es bei den historischen, hauptsächlich der von Josef Pöll und Artur Kanetscheider umfassenden Werken hingegen größter Sorgfalt und des Fachwissens, um diese richtig zuzuschreiben und ordnen zu können. Auch hier konnte wieder auf die Erfahrungen des Schriftführers Peter Raab zurückgegriffen werden.

"Vergelt's Gott, Peter!"

Neben den original handschriftlichen Notenblättern von Josef Pöll und Artur Kanetscheider gibt es aber auch bei den Notenblättern, welche für die Sänger bei den Proben bestimmt waren,  sehr interessantes zu entdecken:

Die ersten eigenen Chorblätter - Druck
Die ersten eigenen Chorblätter - Druck
  • Artur Kanetscheider, welcher eine hervorragend schöne Handschrift besaß, wurde höchstwahrscheinlich von Josef Pöll beauftragt, diese "Mutter-Chorblätter" zu schreiben, um diese anschließend in Druck zu geben. Diese sind in Kurrentschrift auf verstärktem Papier. Mehrblättrige wurden in der Druckerei professionell zusammengeheftet. Daraus wird geschlossen, dass diese Notenblätter zu der damaligen Zeit sehr teuer gewesen sein müssen. Dies würde auch dem damaligen Zeitgeist der "Sängervereinigung Wolkensteiner" entsprechen, als diese ab Mitte der 1920er Jahre immer erfolgreicher wurde und man sich solche hochwertigen Notenblätter leisten wollte und konnte.  
Zwischenkriegszeit
Zwischenkriegszeit
  • Von dieser Art der Chorblätter gibt es verschiedene Ausführungen. Zwar sind diese ebenso in Kurrentschrift auf schmalem Format und höchstwahrscheinlich von Artur Kanetscheider geschrieben, aber diese Drucke gibt es in verschiedenen Papierstärken: dick, normal und sehr dünn. Es wird vermutet, dass man sich in der damaligen Wirtschaftskrise den Gegebenheiten anpassen mußte. Auch gibt es Notenblätter in Blau-Druck: Das dürften dann schon die ersten "Billig-Kopien" im Lichtpauseverfahren gewesen sein.
Nachkriegs-Lichtpause
Nachkriegs-Lichtpause
  • Diese Notenblätter entstanden in der Nachkriegszeit. Der Schreiber war höchstwahrscheinlich Sängermitglied Franz Sauerwein. Artur Kanetscheider konnte die "neue" lateinische Schreibschrift erst nach der Kriegsgefangenschaft erlernen. Diese Kopien dürften Lichtpausen sein und sind in etwas größerem DIN-Format auf bräunlicher "Normal"-Papierstärke.
Lateinische Buchstaben - Kanetscheider
Lateinische Buchstaben - Kanetscheider
  • Nach Erlernen der lateinischen Buchstaben schrieb Kanetscheider ab den 1950er Jahren wieder die Chorblätter. Es entstanden viele Lichtpausen in unterschiedlichsten Formaten und Papierstärken.
  • Diese äußerst schlechten Ammoniak-Lichtpausen auf dünnstem Papier sind nur ganz selten im Notenarchiv der "Sängevereinigung Wolkensteiner" vertreten. Der Grund, warum solche, dazu noch äußerst schlechte, Kopien überhaupt angefertigt, aufbewahrt und nicht sofort weggeworfen wurden, ist völlig unerfindlich. Ob mit diesen Notenblättern geprobt wurde, ist ebenso unbekannt.
Neuausdruck der alten Partituren
Neuausdruck der alten Partituren
  • Der amtierende musikalische Leiter der "Sängervereinigung Wolkensteiner" legt großen Wert darauf, dass ein möglichst originaler Druck, als Kopie versteht sich, beim Einstudieren Verwendung findet. Durch das vereinseigene Kopiergerät kann dies ganz unkompliziert bewerkstelligt werden. So gehen die Kopien bei Übergabe an die Sänger in deren Eigentum über und können mit persönlichen Anmerkungen versehen werden.

Des weiteren befinden sich in dem Archiv Notenblätter mit vereinsgeschichtlichem Hintergrund. Dies sind solche, die aus der frühesten Zeit der "Sängervereinigung Wolkensteiner" stammen, der "Freiwillige Rettungsabteilung Innsbruck". Weiters sind dies Notenblätter aus dem Archiv des "Deutschen Männergesangsvereins" oder der "Sängerriege des Innsbrucker Turnvereins".