Prof. Dr.h.c. Josef Pöll
(1874 - 1940)
Tiroler Lehrer, Komponist, Musiker, Botaniker usw.
1874 geboren in Heiligkreuz / Hall in Tirol
1921 Eintritt in die Sängerschaft der "Wolkensteiner"
1924 bis 1937 Chorleiter der "Wolkensteiner"
1940 gestorben in Hall in Tirol
Josef Pöll gehörte zu den herausragenden Persönlichkeiten des Tiroler Musiklebens des 20.Jahrhunderts. Neben Artur Kanetscheider war er als Mitglied und langjähriger Chorleiter der "Sängervereinigung 'Wolkensteiner' Innsbruck" eine besonders prägende Persönlichkeit, die zum Status dieses Tiroler Männerchores viel beitrug.
Der Botaniker und Lehrer durchstreifte die Heimat Tirol und sammelte neben Blüten und Pflanzen auch Volksweisen, von denen er viele, wie Franz Friedrich Kohl (1851-1924), vor dem Vergessen bewahrte und für vierstimmigen Männerchor setzte. Er verstand es auch, besonders feinfühlig die Lebensweise des Tirolers in vertonte Worte zu kleiden. So entstanden eine Vielzahl von Eigenkompositionen, welche die "Sängervereinigung Wolkensteiner" in hoher gesanglicher Qualität unter seiner Chorleitung aufführte und fortan ungeahnte Erfolge im In- und Ausland erzielte. Durch diese vielbeachteten Aufführungen erreichten seine Lieder bald einen derartigen Bekanntheitsgrad, dass sie schon nach kurzer Zeit, zur großen Freude Josef Pölls, von weiten Kreisen der Bevölkerung als echte Volkslieder angesehen wurden (z.B. Die Kasermandl'n, 's Zeiserle, Mei Hoamatl, 's Stöft'nschlag'n).
So ist es schon ein besonderes Zeugnis, dass am 25. November 1930 Tonaufnahmen seiner Lieder, durch die "Sängervereinigung Wolkensteiner" unter seinem Dirigat, in den Berliner Aufnahmestudios der "Odeon-Carl-Lindström Werke" gemacht wurden.
Auf der Suche nach dem Wesen und Ursprung des Volksliedes beschäftigte er sich auch mit der in der Universität Innsbruck aufbewahrten Liedersammlung (Liederhandschrift B) des mitteralterlichen Minnesängers "Oswald von Wolkenstein" (um 1377-1445), dessen kraftvoll-wehmütige Lieder er für Männerchor setzte und durch zahlreiche Aufführungen im In- und Ausland diese weitum bekannt machte und so dem Vereinsnamen "Wolkensteiner" nebenbei sinnvollen Inhalt gab.
Die handschriftlichen Originalpartituren aller seiner Chorlieder für Männerchor hat Josef Pöll in jeweils wenigen von ihm vervielfältigten Exemplaren der "Sängervereinigung Wolkensteiner" übergeben und vermacht. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Notenarchiv der "Sängervereinigung Wolkensteiner" widerrechtlich beschlagnahmt. Leider sind bei der Restitution viele dieser handschriftlichen Partituren Josef Pölls nicht mehr zurückgekehrt. So müssen diese der "Sängervereinigung Wolkensteiner" nicht wieder zurückgegebenen Partituren der Chorlieder für Männerchor als für immer verloren angesehen werden. Ein Teil des von Josef Pöll geschaffenen, einzigartigen Tiroler Kulturschatzes wäre damals leider für immer verloren gegangen, wenn nicht Artur Kanetscheider nach seiner Rückkehr aus der russischen Kriegsgefangenschaft ab dem Jahre 1948 einen beachtlichen Teil dieser verloren gegangenen Originalpartituren Pölls aus seinen erhalten gebliebenen, privaten Aufzeichnungen rekonstruiert, niedergeschrieben und sie in seiner "Tiroler Liedermappe - Chorsätze von Artur Kanetscheider" eingearbeitet hätte.
Der "Sängervereinigung Wolkensteiner" ist es auch heute noch ein großes Bedürfnis, durch laufende Aufführungen das Liedgut Josef Pölls zu pflegen.
Der 70. Todestag von Josef Pöll im Juni 2010 war ein würdiger Anlass, dass Peter Raab von der "Sängervereinigung Wolkensteiner" diesen Schatz an Partituren mit größtem Eifer und Genauigkeit gesammelt, digital bearbeitet und zur ersten publizierten Sammlung zusammengestellt hat. Fast 270 Partituren umfasst die Sammlung der Chorlieder von Josef Pöll. Die siebenbändige Druckausgabe, gefördert vom Tiroler Volksliedwerk, wurde bei einem festlichen Chorkonzert am 25. September 2010 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt, präsentiert und gleichzeitig der "Landeshauptstadt Innsbruck", dem "Tiroler Sängerbund" und dem "Tiroler Volksliedwerk" feierlich übergeben. Darüber hinaus ist auch noch je eine Ausgabe dieser Chorliedersammlung zum Zwecke der Dokumentation und einer sicheren Archivierung der "Österreichischen Nationalbibliothek", der "Leopold Franzens Universität, Innsbruck" und dem "Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum" übergeben worden.
Prof. Artur Kanetscheider
(1898-1977)
Tiroler Lehrer, Komponist, Musiker, Volksliedforscher usw.
1898 geboren in Innsbruck
1919 Eintritt in die Sängerschaft des "Deutschen Männergesangsverein"
1919 zusätzlicher Eintritt in die Sängerschaft der "Wolkensteiner"
1927 bis 1953 Chorleiter des "Deutschen Männergesangsverein Innsbruck"
1937 bis Kriegsbeginn des Zweiten Weltkrieges,
und nach seiner Kriegsgefangenschaft von
1948 bis 1967 auch Chorleiter der Sängervereinigung "Wolkensteiner"
1936 bis 1950 Bundeschorleiter des "Tiroler Sängerbundes 1860"
1977 gestorben in Kramsach in Tirol
Artur Kanetscheider gehörte zu den herausragenden Persönlichkeiten des Tiroler Musiklebens des 20.Jahrhunderts. Neben Josef Pöll war Artur Kanetscheider als Mitglied und langjähriger Chorleiter der "Sängervereinigung Wolkensteiner" eine besonders prägende Gestalt, die zum Status des Tiroler Männerchores viel beitrug.
Der bedeutende und berühmte Tiroler Volksliedsammler und -bearbeiter, Schöpfer einer Vielzahl von Chorliedern, sonstigen Chorwerken, Kunstliedern, Kammermusik und sinfonischer Orchestermusik, Artur Kanetscheider, trat im Jahre 1919 in die "Sängervereinigung Wolkensteiner" ein. Er erlebte dort eine zwanzigjährige, überaus fruchtbare Zeit der musikalischen Zusammenarbeit mit seinem großen Lehrmeister Josef Pöll, von welchem er schließlich im Jahre 1937 die musikalische Leitung übernahm.
Artur Kanetscheiders Tätigkeit als Chorleiter wurde jedoch schon kurz darauf durch den Zweiten Weltkrieg und der daran anschließenden Kriegsgefangenschaft unterbrochen. Erst im Jahre 1948 konnte er seine musikalischen Tätigkeiten und die Chorleitung wieder aufnehmen und erzielte mit seinen "Wolkensteinern" binnen kurzem wieder ungeahnte Erfolge im In- und Ausland. Er schuf eine Vielzahl mehrstimmiger Chorsätze von Volksliedern, eigenen Liedern im Volkston, Kunstliedern, und seinem Vorbild "Josef Pöll" nacheifernd, vierstimmige Chorsätze von Liedern des berühmten Tiroler Minnesängers "Oswald von Wolkenstein" (um 1377-1445). Mehr als 750 Chorkompositionen, Chorlieder und Überarbeitungen tragen seine Handschrift. Ein Großteil dieser Partituren, vor allem jene Lieder, welche die "Sängervereinigung Wolkensteiner" laufend aufgeführt und gepflegt hat, hat Artur Kanetscheider dem Chor übergeben und vermacht.
Im Jahre 1967 legte er aus Altersgründen und wegen seiner Übersiedelung zu seiner Tochter nach Kramsach die Chorleitung der "Sängervereinigung Wolkensteiner" in die Hände seines Schülers Ernst Wieser.
Der umfangreiche Schatz an Chorwerken Artur Kanetscheiders schlummerte eher ungeordnet im Notenarchiv der "Sängervereinigung Wolkensteiner", vereinzelt in den Archiven anderer Chöre und des "Tiroler Sängerbundes", sowie im Nachlass von Artur Kanetscheider bei seiner Tochter in Kramsach.
Aus Anlass des 30. Todestages Artur Kanetscheiders im Jahre 2007 hat die "Sängervereinigung Wolkensteiner", vertreten durch ihren Projektleiter Peter Raab, nach mehrjähriger Arbeit das gesamte Chorwerk Artur Kanetscheiders für Männerchor, gemischten Chor, Frauen- und Kinderchor gesammelt, dokumentiert, digital bearbeitet und aufbereitet, in einer 16-bändigen Druckausgabe und in einer digitalen Ausgabe, gefördert vom "Tiroler Sängerbund", erstmals veröffentlicht und publiziert.
Im Rahmen eines festlichen Chorkonzertes im Oktober 2007 zum 30. Todestages Artur Kanetscheiders wurde diese Dokumentation der Öffentlichkeit vorgestellt, präsentiert und dem "Tiroler Sängerbund", als auch dem "Tiroler Volksliedarchiv" übergeben, wo das umfangreiche Material gesichert und allen Interessenten nun zugänglich ist.